Photovoltaik - Gefahr auf dem Dach?
14. September 2011Technischer Hintergrund
Als Photovoltaik-Anlagen werden grundsätzlich Anlagen bezeichnet, welche Sonnenenergie in elektrische Spannung umwandeln. Die Photovoltaik-Zellen selbst generieren dabei eine je nach Strahlungsintensität unterschiedlich hohe Gleichspannung. Um die erzeugte Spannung nutzen zu können wird diese durch einen Wechselrichter in die netzübliche Wechselspannung umgewandelt. Je nach Art der Anlage kann die Energie dabei in Batterien gespeichert, ins Stromnetz eingespeist bzw. für den eigenen Gebrauch verwendet werden.
Spezielle Eigenschaften
Photovoltaik-Zellen haben die - natürlich gewünschte - Eigenschaft, bei Einfall von Licht elektrische Energie zu erzeugen. Bei sehr günstigem Lichteinfall können so Gleichspannungen von bis zu 1000V erreicht werden. Selbst beim Einfall von relativ schwachem Licht, wie zum Beispiel der Straßenbeleuchtung, wird auch schon Energie erzeugt. Das bedeutet, dass außer bei absoluter Dunkelheit potenziell immer Spannung an solch einer Photovoltaik-Zelle anliegt.
Gefahr durch elektrischen Schlag
Das Problem bei einer Photovoltaik-Anlage ist, dass die Anlage an sich zwar abgeschaltet werden kann, jedoch aber nur bis zum Wechselrichter spannungsfrei ist. Sollte es nun zu einem Schadensfall an der Anlagen kommen, besteht die Gefahr eines elektrischen Schlages beim Berühren einer Zelle auf der "Gleichstromseite". Die "Gleichstromseite" bezeichnet dabei die Strecke von einer Zelle bis zum Wechselrichter. Entsprechend der DIN VDE 0100 ist die Berührung von Gleichspannungen über 120 Volt lebensgefährlich, wodurch im Schadensfall Lebensgefahr bestehen kann. Dadurch das der Einbauort des Wechselrichters baulich nicht vorgeschrieben ist können theoretisch gleichspannungsführende Leitungen im gesamten Gebäude verlegt sein.
Bedeutung für die Feuerwehr
Im Wissen um diese technischen Besonderheiten von Photovoltaik-Anlagen ist auch im Feuerwehreinsatz besondere Vorsicht geboten. Im Folgenden sind die wichtigsten Verhaltensregeln im Einsatz aufgeführt:
- Anlage spannungsfrei schalten
- Mindestabstand zu spannungsführenden Anlagenteilen einhalten
- Hinzuziehen einer Elektrofachkraft
- Betreten der Module grundsätzlich vermeiden
- auf Absturzgefahr der Module achten
Vorsichtsmaßnahmen durch den Betreiber
Trotz der fehlenden Möglichkeit die Gleichspannungsseite spannungsfrei zu schalten, kann der Betreiber solch einer Anlage durch einfache Maßnahmen die Feuerwehr in ihrer Arbeit unterstützen. Dazu zählen die folgenden Tipps:
- Vermerk am Hauseingang in ähnlicher Form: "Auf diesem Haus ist eine Photovoltaik-Anlage installiert!"
- Lageplan mit der Position des Wechselrichters sowie der Verlegung der Kabel
- eventuell Meldung einer solchen Anlagen bei der örtlichen Feuerwehr
Zusammenfassung
Im Schadensfall kann an einer Photovoltaik-Anlage auf der gleichspannungsführenden Seite Lebensgefahr durch elektrischen Schlag bestehen. Bisher gibt es jedoch noch keine praktikable Lösung die einzelnen Zellen spannungsfrei zu schalten. Aus diesem Grund ist es für Anlagen-Betreiber ratsam einfache Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um im Ernstfall die Arbeit der Feuerwehr zu erleichtern.
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